Die Ostertalbahn, Perspektive im SPNV und Güterverkehr
Mobilität im ländlichen Raum, dazu im Interview des "Aktuellen Bericht" im SR Fernsehen, Erhard Pitzius von der Plattform Mobilität Saar-Lor-Lux e.V.
Moderner Nahverkehrszug im Ostertal
Auf der Ostertalstrecke zwischen Ottweiler und Schwarzerden ist am Samstag seit langem wieder ein moderner Nahverkehrszug gefahren. Der Arbeitskreis Ostertalbahn will damit auf das Potenzial der Strecke für den ÖPNV hinweisen.
Im Ostertal und im Landkreis St.Wendel wird es künftig mit "flitsaar" einen Bus geben, der u.a.per App bestellt werden kann.
Nach Angaben des saarVV handelt es sich um einen Kleinbus.
Dieser könne in Zukunft am Wochenende und an Feiertagen zu einem Haltepunkt gerufen werden.
Alternativ zur App könne der Bus auch telefonisch bestellt werden.
Im Gegensatz zum klassischen ÖPNV gebe es dadurch keine festen Fahrpläne oder Linienwege.
Nach saarVV-Angaben soll dieses Angebot auch in anderen Landkreisen eingeführt werden.
Retter der ländlichen Nebenbahnen - das Saarland im Ostertal oder Merzig - Losheim als Pilotprojekt?
Bis 2027 soll DRAISY, ein sehr leichter batteriebetriebener Triebwagen für den Personenverkehr, in Lothringen fahren. Geplant ist auf der Strecke Sarreguemines - Bitche - Niederbronn-Les-Bains einen Probebetrieb einzurichten.
DRAISY soll ländliche Nebenbahnen in Frankreich mit neuem Leben erfüllen, eine weitere Fahrzeugneuheit ist FLEXY, eher ein Kleinbus, der auch auf Schienen fahren kann.
Die Plattform Mobilität schlägt für das Saarland zwei Strecken als Versuchsstrecken vor, erstens die Ostertalbahn Ottweiler - Schwarzerden und zweitens die Bahnstrecke Merzig - Niederlosheim (Dellborner Mühle)
Draisy, dieser sehr leichte Zug, der Bitche mit Sarreguemines verbinden wird und vom elsässischen Industriekonzern Lohr zur Wiederbelebung der kleinen Regionallinien entwickelt wurde, soll ab 2027 auf den Markt kommen.
Grand Est beabsichtigt Vorreiter zu sein und will im Jahr 2025 ein erstes Experiment auf einem Abschnitt der Linie Bitche - Sarrguemines in Lothringen durchführen.
Ziel dieses neuen Fahrzeugtyps, an dem der Industriekonzern Lohr im Elsaß bei Straßburg seit fast vier Jahren arbeitet, ist die Wiederbelebung der wenig genutzten oder sogar stillgelegten kleinen Regionalbahnstrecken.
Die Saarländische Landesregierung und die Ministerin für Mobilität sollten sich mal bei Lohr informieren ob auch Systeme wie DRAISY für das deutsche Bahnsystem entwickelt werden können.
Ein Pilotprojekt im Sahttps://homepagedesigner.telekom.de/.cm4all/widgetres.php/com.cm4all.wdn.social.Youtube/images/thumbnail.svg arland kann aufzeigen, dass es dem Ministerium für Verkehr und der Landesregierung Ernst ist, die Mobilitätswende zu gestalten.
Gerade für zu reaktiviernde Nebenbahnen mit geringerem Fahrgastpotential sind kostengünstige Fahrzeuge wie DRAISY eine tolle Alternative, den ländlichen Raum ans regionale und überregionale Bahnnetz anzubinden.
Hier ein Lagebericht unseres Eisenbahnfreundes Reiner Kunz zur Lage der Ostertalbahn ►►
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Vor ein paar Tagen nahmen mehrere Ortsvorsteher aus dem Ostertal und Vertreter des Arbeitskreises Ostertalbahn die Gelegenheit wahr, in einer Online-Konferenz mit Vertretern des saarländischen Verkehrsministeriums (MWAEV) die Situation um den Verkehrsentwicklungsplan Saarland (VEP) in Bezug auf die Ostertalbahn zu erörtern.
Von Seiten des MWAEV wurde zwar anerkannt, dass die bisher aufgezeigten Kritikpunkte einer sachlichen Grundlage nicht entbehren. Allerdings müsse man sich als Land an die vom Bund vorgegebenen "Standardisierten Bewertungskriterien" halten. Damit können z. B. inzwischen zunehmend wichtige Umwelt- und Klimaaspekte, die Bewertung von Schadstoffen oder der Flächenverbrauch in der Kosten-Nutzen-Untersuchung nicht stärker berücksichtigt werden.
Und das, obwohl im EU «Weißbuch zum Verkehr» inzwischen klare CO2-Minderungsziele für den Verkehrsbereich festgeschrieben sind.
Von etlichen anderen Ländern, auch unserem Nachbarland Rheinland-Pfalz, wird gerade dieser Punkt bei den Reaktivierungsbemühungen von Bahnstrecken inzwischen moniert.
Diese Länder haben den Bund aufgefordert, die Bewertungskriterien entsprechend fortzuschreiben.
Sie halten an der Reaktivierungsforderung von Strecken fest und fordern eine Nachbewertung, wenn der Bund seine Bewertungskriterien angepasst hat.
Auch hält das Ministerium weiterhin daran fest, dass das Ostertal im ländlichen Raum zu wenig Nutzerpotenzial aufweist.
Trotz einem Einzugsgebiet von rd. 16.000 Einwohnern, einigen tausend Arbeitsplätzen und täglich einigen tausend Pendlerfahrzeugen auf der L 122 und B 420 mit Zielrichtung von und nach Ottweiler und Neunkirchen wird kaum Umstiegspotenzial gesehen und mehr oder weniger deutlich unterstellt, dass die Bevölkerung lieber an ihren liebgewordenen Gewohnheiten mit dem eigenen Auto zu fahren festhalten wird.
Das Thema Güterverkehr spielt zwar im Rahmen des VEP keine Rolle.
Hierfür ist nicht das Land, sondern der Bund zuständig. Und der hat zwar die Maxime ausgegeben, mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Alleine seine eigenen nachgeordneten Institutionen, wie z. B. die Bundeswehr, verhalten sich in Bezug auf das Saarland, aus der immerhin die Bundesverteidigungsministerin kommt, genau konträr.
Nach der bundeseigenen HIL in St. Wendel wurde jetzt aktuell auch beim Instandsetzungswerk von Diehl / Kraus-Maffei-Wegmann in Schwarzerden der Gleisanschluss abgebaut, nachdem die Bundeswehr nicht bereit ist, der Vorgabe des Bundes zu folgen und ihre Transporte wieder auf die Schiene zu verlagern.
Die Ostertalbahn befindet sich derzeit noch bis 31.12.2025 in der Betriebsführung des Landkreises St. Wendel.
Dieser hat zwar seine Bereitschaft erklärt, die Strecke weiter anzupachten, wenn der Arbeitskreis Ostertalbahn (AkO) seine Aktivitäten, also den touristischen Sonderverkehr mit Museumsfahrzeugen, dann weiterführt. Dafür wird es aber entscheidend darauf ankommen, dass dem Verein ausreichend aktive Mitglieder zur Verfügung stehen, die sich für die weitere Sicherung dieser Strecke und die Aufrechterhaltung des Betriebes aktiv einsetzen.
Hier sind eisenbahnaffine, interessierte Mitmenschen gefragt, die sich für die Erhaltung der Bahnstrecke im Ostertal engagieren.
Nur so kann die Strecke weiterhin gesichert werden.
Denn das wird wichtig sein, um ihr später - bei angepassten Bewertungskriterien - doch noch eine Chance zur Reaktivierung zu geben.
Der Verkehrsentwicklungplan des Saarlandes und seine "Stilblüten".
18 Brücken und 5 Tunnel werden der Ostertalbahn zwischen Schwarzerden und Ottweiler zugesprochen, für die Planungbüros und das Ministerium für Verkehr liegt das Ostertal wohl im alpinen Bereich, ähnlich der Karwendelbahn.
Real gibt es keine Tunnel und ca. 8 größere Brückenbauwerke.
Auch werden die meisten Verkehre nach und aus dem Ostertal in/aus Richtung St. Wendel verortet.
Dass dem nicht so ist beweist der PKW Verkehr auf der B420 und den Straßen in Richtung Ottweiler und Neunkirchen, dort sind täglich 7.600 PKW unterwegs, das entspricht ca. 9.120 Personen. (Verkehrsmengenkarte Saarland)
Bei einer direkten Anbindung der Ostertalbahn zum Bahnknoten Neunkirchen Saar können ca. 900 Fahrgäste bei einem Model Split von 10% erreicht werden.(Ohne Ottweiler und Wiebelskirchen). Dies entspricht ungefähr den Fahrgastzahlen der Niedtalbahn.
Die Plattform Mobilität wird sich weiter im VEP für die Reaktivierung im SPNV einsetzen, ebenso auf die Ausweitung des Güterverkehrs zu Kraus-Maffei-Wegmann in Schwarzerden.
Resolution zur Reaktivierung der Ostertalbahn - SR 10.03.2020
Zehn Ortsvorsteher im Ostertal fordern in einer gemeinsamen Resolution die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke für Pendler aus dem Ostertal nach Neunkirchen und Saarbrücken. Außerdem wollen sie, dass die Nutzung für den Güterverkehr geprüft wird.
Die Ortsvorsteher von Schwarzerden, Oberkirchen, Haupersweiler, Osterbrücken, Hoof, Niederkirchen, Werschweiler, Dörrenbach, Fürth und Ottweiler - die meisten von der SPD, einer von der CDU - haben eine gemeinsame Resolution unterschrieben, um ihre Ostertalbahn zu reaktivieren. Im Moment fährt sie nur zu touristischen Zwecken an manchen Wochenenden im Jahr, betrieben vom Landkreis St. Wendel.